Auch über die „kleinste“ Klasse beim Fischereihafen-Rennen gibt es Großes zu erzählen. Hier eine Leseprobe aus dem Rennprogramm 2013.
Minimaler Hubraum, maximale Leistung
Literleistungen von bis zu 440 PS, Drehzahlen von 18.000 U/Min. und Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h: Wer solche Leistungsdaten hört, denkt normalerweise nicht an Schnapsgläser. Es sei denn, er kennt die Maschinen, die beim Fischereihafen-Rennen in Klasse 9 an den Start gehen.
Die kompakten Zweitakter der 50-ccm-Klasse mit ihrem charakteristisch kreischenden Sound nämlich beziehen ihre Leistungen aus einem einzigen Zylinder mit einem Hubraum, der exakt zweieinhalb Norm-Schnapsgläsern entspricht – was ihnen den Spitznamen „Schnapsglasklasse“ eintrug.
Doch trotz dieser Einschränkung und der auch sonst im Vergleich zu den „Großen“ fast winzig wirkenden Dimensionen sind die 50er absolut ernstzunehmende Rennmaschinen. In den 60ern, 70ern und zu Anfang der 80er erlebte die „Schnapsglasklasse“ ihren Höhepunkt. Fahrer wie der sechsfache 50-ccm-Weltmeister Angel Nieto, Jan de Vries und Hans-Georg Anscheidt wurden in einem Atemzug mit Größen wie Phil Read oder Kenny Roberts genannt.
Vorbilder, denen viele nacheifern wollten: So manches ab Werk eher brave Kreidler-, Simson- oder Minarelli-Aggregat wurde zum Kern einer Rennmaschine mit sechs Gängen und über 16 PS – eine Menge für Maschinen, die wenig mehr als 55 kg wiegen. Kein Wunder, dass so mancher bekannte Tuner sein Handwerk in der Schnapsglasklasse gelernt hat.
Bei den Fahrern ist es ähnlich. Rennsportkenner wissen, wie anspruchsvoll die 50-ccm-Klasse ist: superleichte Maschinen, späte Bremspunkte, hohe Kurvengeschwindigkeiten. Vielleicht deshalb hat es nie jemand wirklich erfolgreich geschafft, von einer der „großen“ Klassen zu den „Schnapsgläsern“ zu wechseln. Umgekehrt ist es anders: So mancher international bekannte Fahrer hat als „Schnapsglaspilot“ begonnen.