Ist das Jubiläumsrennen Nummer 60 auch das spannendste Fischereihafen-Rennen in 65 Jahren? Ein Blick ins Teilnehmerfeld zeigt, dass das nicht weit hergeholt ist. Auf www.fischereihafen-rennen.de (rechts unter „Downloads“) stehen die Fahrerlisten für alle 11 Klassen sowie der vorläufige Zeitplan jetzt zur Verfügung. Dabei zeigt sich, dass neben der sportlichen Dichte auch die Maschinenvielfalt größer denn je ist – am Start sind Bikes aus acht (!) Jahrzehnten.
Über 400 Fahrer aus 14 Nationen kommen Pfingsten 2017 nach „Fishtown“. Es lohnt sich, einmal aufzuzählen, aus welchen Ländern sich die vier Fahrerlager zusammensetzen, die mit der Händlermeile, den Zuschauerbereichen und natürlich dem 2,7 Kilometer langen Kurs fast schon wie eine eigene Kleinstadt wirken – eine Kleinstadt mit Benzin im Blut.
Deutschland. Österreich. Schweiz. Liechtenstein. England. Irland. Frankreich. Italien. Dänemark. Schweden. Tschechien. Niederlande. Belgien. Und – Pokal für die weiteste Anreise: sogar die USA. Aus all diesen Nationen reisen Fahrer zum Fischereihafen-Rennen – Fahrer, die nicht um Geld oder Werkverträge kämpfen. Sondern um die Ehre. Mehr Sportsgeist geht nicht.
Harter Fight in der „Königsklasse“
Ein Blick in Klasse 1 zeigt, wie eng es zugehen kann: Da ist Thilo Günther, Sieger des letzten Jahres, und ganz gewiss in der Zwischenzeit nicht langsamer geworden. Da ist aber auch Julian Neumann, Rundenrekordhalter 2015, im Vorjahr verletzungsbedingt nicht am Start. Da ist erstmals seit einigen Jahren wieder Didier Grams, Dritter der International Road Racing Championship (IRRC) 2016 und mehrfacher Fishtown-Sieger.
Da ist der junge Luca Hansen (im Foto oben links) Lokalmatador aus Midlum bei Bremerhaven, letztes Jahr als „Fishtown-Rookie“ (freilich ein Rookie mit Erfahrung in der Internationalen Deutschen Meisterschaft IDM) Sieger im zweiten Rennen Klasse 2 gegen Thilo Günther. In diesem Jahr startet Luca erstmals in der Fishtown Superbike Open. Da ist, mit der wahrscheinlich neuesten High-End-Maschine im Feld, der Isle-of-Man-erfahrene Fritz Spenner auf seiner knapp drei Wochen alten Suzuki GSX-1000. Da ist „Mr. Hayabusa“ Elmar Geulen bei seinem letzten Fishtown Race.
Und da ist internationale Klasse noch und nöcher, nicht nur in der Open: Johan Fredriks. Dave Butler. Michael Hofman. Rob van Eijs. Eric Lenser. Pavel Tomecek. Peder Ovesen. Sie und weitere Sieger internationaler Rennen. Landesmeister. IRRC (International Road Racing Challenge) Teilnehmer. Fahrer, die die Isle of Man ebenso kennen wie die Northwest 200, Southern 100, Chimay, Horice, sogar Macau. Und eben Bremerhaven.
Maschinen aus acht Jahrzehnten
Und dabei ist völlig klar: Würde man nur auf Klasse 1 blicken – man würde gewaltig etwas verpassen. Ob in modernen Klassen wie der Fishtown Supertwin, der Fishtown Twins & Triples oder der Formel 2 oder in Klassiker-Rennen wie den Sound of Classics oder den Superbike Legends schenken sich die Fahrer nichts.
Ob Seriensieger Stefan Merkens „seine“ Klassen wieder so dominieren kann wie in den Vorjahren? Wird Fernsehkoch Andi Schweiger sich nach dem Fishtown-Debüt im letzten Jahr weiter nach vorne schieben können? Wird Local Hero Tim „TT“ Turowski aus Geestland bei Bremerhaven auf seiner neuen KTM gegen Roadracer wie Dirk Kaletsch, Daniel Sauter oder Marcel Kellenberger bestehen? Kann RTL-II-Motorradexperte Jens Kuck (GRIP – das Motormagazin), bei den „Twins & Triples“ mit einer Aprilia Mille von Kenny Hinck am Start, seinen 2015er-Sieg in Klasse 2 (damals auf Bretter-Yamaha) wiederholen?
Überhaupt ist nicht nur die Vielfalt im Fahrerlager, sondern auch die Maschinenvielfalt beim Fischereihafen-Rennen legendär: Vom seltenen MV Agusta-, Royal Enfield– oder ostdeutschen AWO-Klassiker aus den 50er-Jahren bis zu den hochgezüchteten Bikes der „Königsklasse“ 1 ist alles dabei. Die älteste Maschine ist eine englische BSA Bluestar von 1932.
Inoffizielle Werksmeisterschaft: Viele der ganz großen Namen sind mit ihren neuesten Produkten am Start – Yamaha. Honda. Kawasaki. Suzuki. BMW. Wer kann sich durchsetzen? Und wie wird es bei den Klassikern aussehen? Italienische Dominanz oder „The Empire strikes Back“ mit Triumph und Norton? Und wie schlagen sich die japanischen und deutschen Bikes?
Sidecar Champions und eine italienische Legende
Unbedingt lohnt sich auch ein Blick in den Demolauf Corsa Speciale: Für Motorradkenner findet sich hier ein Leckerbissen nach dem anderen – und für alle, die gern staunen, ist ein optisches und akustisches Spektakel garantiert. Zumal das Feld von keinem Geringeren angeführt wird als der italienischen MV-Agusta-Legende Gianfranco Bonera.
Mit 43 Gespannen dürfen sich Sidecar-Fans auf die höchste Gespannzahl der 65-jährigen FHR-Geschichte freuen. Neben der Gespann-Akrobatik in den Fishtown Sidecars Classic (Klasse drei) steht mit der neuen Sonderklasse 9 ein weiteres außergewöhnliches Highlight fest: Schon ein gutes Jahr vor dem Jubiläumsrennen hatte FHR-Urgestein (und auch in diesem Jahr Teilnehmer) Jürgen Tiedje angefangen, einige der größten Namen im Gespannracing für Bremerhaven zu „sammeln“. Quer durch Deutschland reiste er, um die Besten persönlich anzusprechen.
Das Ergebnis: In der Sidecar Champions Challenge geht ein wirklich außergewöhnliches Feld historischer Gespanne an den Start. Mit dabei sind u.a. Rolf Steinhausen (zweimaliger Gespann-Weltmeister) und Werner Schwärzel (Weltmeister und zehnfacher deutscher Motorrad-Straßenmeister bei den Gespannen).
Wie immer gilt: All diese Namen und Maschinen sind nur Beispiele. In jeder Klasse gibt es unendlich viel zu entdecken. Und dann sind da ja noch die Fahrerlager und die Händlermeile … Ob sich die Erfinder des Fischereihafen-Rennens all dies hätten träumen lassen, als es 1952 losging? Eins darf man wohl sicher annehmen: Könnten sie heute dabei sein – sie wären hochzufrieden.
Fahrerliste und Zeitplan rechts unter Downloads! Tickets: www.fischereihafen-rennen.de/tickets/